Trompete. Innerschweiz. Das klingt nach Fasnacht. Volltreffer. «Ich bin Mitglied der Barfuessfäger Lozärn. Wir sind vielleicht nicht die grösste und berühmteste Guuggenmusig von Lozärn, aber eine Supertruppe, bei der ich mich sehr wohl fühle und die vorwiegend in gemütlichen Beizen anzutreffen ist.» Und die sogar ihren eigenen Fussabdruck auf feinen BFF-Teigwaren aus reinem Hartweizengriess hinterlassen hat.
Die man bestellen kann? «Die man bestellen kann!», bestätigt der CEO von Pasta Premium, dem eine urchige Originalität zu eigen ist. Unvergessen bleibt vielen Besuchern der Olma, der Weltcuprennen in Adelboden oder des StrongmanRun in Engelberg der rote Bschüssig-Stand. Dorthin wird man nicht nur durch Lust auf Teigwaren getrieben, sondern auch durch Heisshunger nach Geselligkeit. Auch an den Schwingfesten? «An den schönsten Schwinganlässen sind wir gerne präsent. Auf dem Berner Kantonalen oder dem «Innerschweizer» beispielsweise. Wir müssen aber mit unseren personellen Kräften haushälterisch umgehen und können leider nicht jeder Einladung Folge leisten», erzählt Grüter, der die Ambience an Schwingfesten geniesst, aber, wie er lachend zugibt, nicht recht erklären kann, wie man zum Schlungg ansetzt.
Ein bescheidener König
Mit der Verpflichtung von Matthias Sempach als Bschüssig-Botschafter konnte er 2014 aber doch einen entscheidenden Schwung landen. «Ja, das war und ist für mich ein absoluter Glücksfall, geschäftlich und persönlich», erklärt Beat Grüter. «Matthias passt menschlich hervorragend zu uns. Er steht für Swissness als Qualitätsmerkmal. Und dass er am Eidgenössischen in Burgdorf Schwingerkönig geworden ist, ist natürlich keineswegs ein Nachteil… Nun wissen viele Schweizer wieder, dass es einheimische Teigwaren gibt, für deren Produktion lauter Schweizer Eier aus Freilandhaltung verwendet werden.»
Und warum unterstützt er nun ausgerechnet Marcel Bieri? Glaubt er an dessen Chancen, 2019 beim Eidgenössischen in Zug? « Matthias Sempach ist ein Berner Schwinger. Zur Ergänzung suchte ich nun zusätzlich nach einem Innerschweizer. «Als ich den jungen Lehrer Marcel Bieri kennenlernte, war mir sofort klar, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Er zollt seinen sportlichen Gegnern höchsten Respekt und verdient selbst grössten Respekt», so Grüter. «Marcel Bieri verfügt über ein enormes Talent, ich bin zuversichtlich, dass er in Zug einen eidgenössischen Kranz holt. Einen König aber kann und will ich nicht planen»
Am Anfang reine Fördertechnik…
Mittlerweile ist es Zeit, den Teigwaren auf den Grund zu gehen. Bschüssig, La Chinoise, Ernst, Ami, Trattoria und Schweizer Sennennüdeli – diese Traditionsmarken wurden bis 1996 von Hero unter einem Dach zusammengeführt und werden seit 1998 in Frauenfeld produziert. Wann hat Beat Grüter seine Passion für Teigwaren entdeckt? «Das ist ganz ähnlich wie beim Schwingen. Ich habe Teigwaren von kleinauf gerne; aber vom Geschäft mit Nahrungsmitteln hatte ich keine Ahnung, obwohl ich mit meiner alten Firma, der IBAG Fördertechnik AG, auch diese Branche mit Förderbändern versorgte», führt Beat Grüter aus. «Als Hero diese Markengruppe abstossen wollte, unterstützte ich 2004 als Financier ein Management Buy Out mit der Pasta Premium AG. Leider entwickelte sich das Unternehmen aus verschiedenen Gründen nicht wunschgemäss, so fiel beispielsweise mit der USEGO ein wichtiger Absatzkanal weg. Schliesslich sah ich mich 2006 gezwungen, das Unternehmen zu sanieren und selbst als CEO einzusteigen, dies nicht zuletzt darum, weil ich mir zu diesem Zeitpunkt keinen CEO leisten konnte.»
Auch wenn er als Branchenneuling verschiedentlich Lehrgeld zu bezahlen hatte, gelang es Beat Grüter in der Folge, das Unternehmen zu stabilisieren und die Arbeitsplätze, abgesehen von einigen Kaderstellen, zu sichern. Heute produzieren gut 50 Mitarbeitende in Frauenfeld 120 verschiedene Teigwarenformen, die über den Schweizer Lebensmittelhandel und die Schweizer Gastronomie vertrieben und in beschränktem Umfang auch exportiert werden.
Schweizer Eier aus Freilandhaltung
«Seit 2011 verwenden wir für unsere Produkte und Marken ausschliesslich Schweizer Eier aus Freilandhaltung, rund 200 000 Stück pro Woche. Die Kundinnen und Kunden schätzen unsere Schweizer Qualität, doch sind wir leider nicht in allen Regalen der grossen Detailhandelskonzerne vertreten», erklärt Beat Grüter mit leisem Bedauern. Um gleich wieder zu lachen: «Und natürlich haben nicht alle Interessenten die Möglichkeit, direkt in unserem Fabrikladen in Frauenfeld einzukaufen…»
Den Hut rasch gewechselt, bedauert Beat Grüter als Geschäftsführer von SwissPasta, der Vereinigung der Schweizerischen Teigwarenindustrie, dass der Marktanteil der fünf einheimischen Produzenten auf unter 50 Prozent gefallen ist – nicht aus Qualitätsgründen, sondern allein wegen Nachteilen in Marketing und Vertrieb.
Risikoreiches Rappengeschäft
Bei nur sieben Hauptkunden im Lebensmittelhandel, ist man auf deren Goodwill angewiesen. Und auf jenes der Banken, die vom 58-Jährigen bereits konkrete Nachfolgepläne sehen möchten. «Meine Tochter hat sich nach einigen Jahren der Mitarbeit entschieden, beruflich eine andere Richtung einzuschlagen. Das bedauere ich natürlich, aber kann es auch verstehen: Die Nahrungsmittelbranche ist ein Rappengeschäft – mit grossem Risiko und wenig Ertrag.»
Trotzdem nimmt Pasta Premium die nötigen Investitionen vor, beispielsweise für ein neues Hochregallager in Frauenfeld. Ein unverbesserlicher Optimist? Dazu Beat Grüter: «Nein, ich würde mich nicht als Optimist bezeichnen. Eher als Realist. Als Realist mit grosser Risikobereitschaft. Und vor allem als einer, der auch B sagt, wenn er einmal A gesagt hat.»
Entscheidend: echte Swissness
Mit anderen Worten: Wir werden von Beat Grüter und seiner Pasta Premium AG auch in Zukunft noch hören, genauso wie wir von Marcel Bieri hören werden. Und, keine Frage, noch ist längst nicht alles erzählt, was es über Beat Grüter zu sagen gäbe. Die von ihm gerettete Lokalzeitung «Der Rontaler» wäre ein Thema genauso wie das Exporttool für Schweizer Qualitätsprodukte, die Alpine Cabin Trading AG, an welcher er mitbeteiligt ist. Und wenn dies alles besprochen wäre und nirgendwo ein Schwingfest stattfindet, dann können wir Beat Grüter immer noch ans Lucerne Festival ins KKL Luzern begleiten, das dank seiner hervorragenden Konzerte und der Akustik Weltruf geniesst und damit steht für, was ihm so wichtig ist: echte Swissness.
Andreas Schiendorfer